Hier fiel es mir schwer zu entscheiden, welche Platte ich vorstelle. Mitte der 80er (ich denke mal es war ’85 oder ’86) entdeckte ich plötzlich Musik härterer Gangart für mich. In der Erinnerung ein langsamer Prozess, aber wahrscheinlich entwickelte sich das dann doch rasant innerhalb weniger Monate.


Ich meine, es fing damit an, dass mir der damalige Ehemann meiner Cousine ein paar Platten von Saxon empfohlen und ausgeliehen hat. Und gerade bei der hier vorgestellten, erinnere ich mich noch ziemlich deutlich daran, wie ich im dunklen Kinderzimmer saß und vom Plattenspieler Töne abgespielt wurden, die ich so noch nicht kannte. Zur Erinnerung: Ich war damals noch großer Elvis-Fan und lebte musikalisch vor allem in den 50ern.
Aber diese neue Musik faszinierte mich. Gerade in diesem Setting. Es war Nacht, nur die Lichter der Stereoanlage funkelten durch die Dunkelheit und von dort kam auch der grollende Sound eines Gewitters, welches in treibende Gitarrenriffs übergeht, bis sich der ganze Song brachial dem „Heavy Metal Thunder“ entgegenstellt. Die Energie nahm ich sogleich mit. Dann „Strong Arm of the Law“, bei dem ich immer bedrohliche Cops auf einem einsamen, nächtlichen Highway vor mir sah, die ihr Spielchen mit armen Fahrern spielten, die in ihre Fänge geraten waren. Und die eindringliche Nacherzählung des Kennedy-Attentats auf „Dallas 1 PM“. Saxon hatten da auch immer so einen Boogie in ihren Meal eingebaut, der mir gleich ins Blut ging.
Jetzt beim erneuten Hören nach vielen, vielen Jahren, konnte mich die Platte gleich wieder mitreißen. Ich finde darauf auch kein schlechtes Lied. Und alle könnte ich noch immer aus voller Kehle mitgröhlen. Das war der Anfang einer Metal-Leidenschaft, die mich dann einige Jahre begleiten sollte. Auf Saxon folgte sehr schnell, vielleicht sogar zeitglich Iron Maiden mit dem Album „Powerslave“, welches ebenfalls einen so starken und tiefen Eindruck auf mich machte, dass ich es hier eigentlich auch hätte vorstellen müssen. Aber ich habe mich dann doch für Saxon entscheiden, weil die zeitlich einen Tick die Nase vorne hatten.


Von da an ging es dann Schlag auf Schlag. Immer schneller, immer härter. Kurz darauf hörte ich schon Stormtroopers of Death, Anthrax, Slayer, Megadeth, Sodom, Kreator, Destruction und so weiter und so weiter (seltsamerweise aber nie Metallica, was mich heute noch wundert). In der Zeit hörte ich nur so einen Stoff, was mich heute etwas ärgert. Denn durch meine Fixierung erst auf Rock’n Roll der 50er und dann Metal, entging mir so einiges, was in den 80ern hörens- und entdeckungswert gewesen wäre. Eine Lücke, die ich erst später und noch heute auffülle. Aber so war das damals eben.
Das Immer-höher-immer-weiter-Spiel habe ich dann bis Napalm Deaths „From Enslavement to Oblitaration“ gespielt. Die habe ich dann einmal durchgehört, in den Schrank gestellt, und ich glaube seitdem nicht wieder rausgeholt. Da war dann Schluss. Danach habe ich mir zwar noch „Extreme Aggression“, die damals neuste Kreator-Schreibe, geholt. aber auch die habe ich nie richtig gehört. Das Thema war irgendwie durch und die nächste Platte, die ich mir dann gekauft habe, war Alice Cooper mit „Trash“.
Mitte der 90er und dann nochmal Anfang der 00er gab es bei mir nochmal kleine Metal-Revivals. Da habe ich dann Metallica gehört. Oder Blind Guardian, Iced Earth, Angel Dust, Virgin Steel, Rage, Therion & Co. Und habe ein paar Lücken in der Sammlung geschlossen. Alles dann auf CD. Heute höre ich das nur noch selten. Allerdings hat mein Sohn gerade seine Leidenschaft für Metal entdeckt und hört sich durch meine Sammlung. Also am Ende alles richtig gemacht.
