Vinyl-Shopping in Krakau – Records Dillaz/Paul’s Boutique

In Krakau war ich das erste und letzte Mal vor 19 Jahren. Und das Wiedersehen mit der Stadt war ein kleiner Schock. Die Innenstadt ist von Touristen mittlerweile völlig überlaufen. Und man wird sowohl dort, als auch am Schloss, alle zwei Meter angequatscht, ob man nicht eine Stadtführung oder sonstwas haben möchte. Das nervt und schreckt ab.

Wir sind dann auch hauptsächlich im alten jüdischen Viertel Kazimierz geblieben, wo auch unser Apartment war. Und Kazimierz war im Gegensatz zur Altstadt auch toll. Nicht so total touristisch, voller toller Bars, hervorragende Restaurants und coole Läden. Da herrscht ein ganz anderes Leben als im Rest der Stadt. Der Besuch lohnt sich definitiv. Aber auch ein Blick in die gemeinsame Geschichte. Und in die alte Synagoge und auf den jüdischen Friedhof. Das tut weh, und das ist auch gut so.

Was es in Kazimierz auch gab, waren zwei Plattenläden. In der Stadt gibt es natürlich noch mehr, aber die waren weiter weg und lagen nicht auf unserer Route. Daher beschränkte ich mich auf diese beiden. Bei mehr hätte wahrscheinlich auch die Familie rebeliert.

Records Dillaz

Berka Joselewicza 11, 31-051 Kraków, Polen 

Der erste Laden war Records Dillaz (das Wortspiel mit „Dealers“ war mir erst später aufgefallen). Ein sehr kleiner Laden im Sous-Terrain. Wie immer in Polen schaute ich erst einmal nach „Polish Jazz“. Das Fach war jetzt nicht riesig, aber okay. Mit der „Salto“ von Oranżada habe ich dort auch ein wunderbares Schmuckstück zu einem guten Preis gefunden. Ansonsten war der Laden mehr auf Hip-Hop, Soul und Artverwandtes spezialisiert. Und Soul fand ich auch die „Gypsies“ von Lalo Shifrin. Hätte ich jetzt nicht dort einsortiert, aber gut. Das mag jeder anders sehen. Die Preise waren insgesamt nicht so, dass man von Schnäppchen sprechen konnte. Aber hauten einen auch nicht um.

Mittlerweile ist man es gewohnt, in polnischen Plattenläden für gebrauchte Platten immer zwischen 15 und 25 Euro auszugeben. Deshalb konzentriere ich mich hier auch auf Scheiben, die man in Deutschland höchstwahrscheinlich nicht bekommt. Also vor allem polnische. Nur bei der Lalo Schiffrin musste ich zuschlagen, da sie mit umgerechnet 15 Euro bei dem Preis lag, für die sie momentan bei Discogs angeboten wird. Und ich hatte sie vorher auch noch nirgendwo auf „freier Wildbahn“ gesehen. Der Mann an der Kasse war nett, und es gab eine Plastiktüte mit Shop-Logo dazu.

Paul’s Boutique Record Shop

Bożego Ciała 24, 31-059 Kraków, Polen

Vom zweiten Laden, „Paul’s Boutique“, hatte ich mir viel versprochen. Einerseits hatte ich schon am Vortag gesehen, dass er sehr groß war. Andererseits war ich bei einer Internet-Rechcherche darüber gestolpert, dass in „Paul’s Boutique“ bereits einige polnische Jazz-Fusion-Bands aufgetreten waren, die ich sehr mag. Entsprechend war die Vorfreude. Diese wurde allerdings etwas enttäuscht, als ich dann im Laden war. Die Auswahl war zwar groß, aber die Preise auch exorbitant hoch. Schnäppchen – absolute Fehlanzeige.

Zudem war die „Polish Jazz“-Abteilung winzig, teuer und wie ich fand nicht besonders gut sortiert. Jazz aus anderen Ländern waren in einer anderen, sehr großen Ecke im Laden. Aber das bekomme ich auch in Deutschland – und dies sicherlich günstiger. Es gab noch zwei Kisten mit „Polish Music“, wo ich die „Roots“ von Osjan fand. Die Platte war bei Records Dillaz unter Jazz einsortiert gewesen, und ich hatte mich – nach abendlichen Nachhören auf Spotify – schon geägert, sie nicht mitgenommen zu haben. Okay, ob es Jazz ist oder eher experimentelle Weltmusik, darüber kann man streiten. Auf jeden Fall gefällt sie mir.

Und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, habe ich noch eine neue Platte mitgenommen. Wenn auch keine polnische, sondern „Electro-Rapide“ von Jean-Claude Vannier, die bei Finders Keepers rausgekommen ist. Aber der Preis war gerade noch okay. Hätte ich mich allerdings vorher erkundigt, und gesehen, dass die keine 30 Minuten geht, hätte ich was anderes mitgenommen. Nicht schlecht, aber eher eine EP und dafür meiner Meinung nach zu teuer.

An der Kasse war eine junge Frau, die scheinbar nicht wirklich Bock hatte und sehr lustlos einige meiner Fragen nach bestimmten Platten mit „Haben wir nicht“ beantwortete. Tragetaschen oder zumindest Plastik- oder Papiertüten gab es auch nicht.

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