Tag 2 des Überseefestival übertrumpfe den auch schon sehr guten Freitag tatsächlich noch einmal. Alle neun Bands habe ich mir angesehen. Darunter war kein einziger Ausfall, dafür aber einige schöne Überraschungen.


Gleich die erste Überraschung war UNTERNEULAND mit ihrem Indie-Rock, der musikalisch auch mal in leichte Metal-Gefilde vorstiess und mit toller und charismatische Sängerin begeisterte. Diese ist die jüngere Schwester der nicht ganz unbekannten Paloma, die im Radio mit ihren Matches für Furore sorgt. Die „Unterneuland“-Sängerin ist auch bei den deutlich ruhigeren „Mars & Marbles“ aktiv. Bei „Unterneuland“ zeigt sie sich als echter Rockstar. Macht Spaß!








Bei TEDDIES KNEIPE gab es schön schraddeligen Auf-die-Fresse-Punk, der Laune machte. Das Frauen-Trio steht für feministische Texte, die durchaus auch mit einem Augenzwinkern angereichert sind. Das scheppert ordentlich und hat ganz viel DIY-Vibes. Gefällt auch sehr.








Die junge Band IGINIO lief unter „Dark Indie“ und verband irgendwie Joy Division mit Nirvana. Das war spannend und gut. Besonders der Drummer war unglaublich. Aber auch das Zusammenspiel zwischen Gitarist/Sänger und Bassistin. Unbedingter Tipp.








Ein unbedingter Tipp sind auch die fantastischen DRAG YOU ALONG (oder DYA, wie sie sich mittlerweile nennen, nachdem sie zum Duo geschrumpft sind). Ich bin nicht so der große Freund von Growl und Death Metal, aber hier wurde ich 100% abgeholt. Die Sängerin/Bassistin ist eine Wunderpackung mit 1000 Stimmen. Und alle davon großartig. Was für ein Talent! Tolltolltoll!








HYPERTONUS sah ich jetzt das zweite Mal in einer Woche und war wieder begeistert. Scheinbar haben sie sich zum Geheimtipp gemausert, denn einige Besucher*innen erzählten mir, ihnen sei die Band bereits empfohlen worden. Das Set war weniger psychedlisch-spaceig wir am Dienstag als sie Vorgruppe der Psychedelic Porn Crumpets waren. Dafür war es jetzt mit mehr ruhigen und wunderbar vertrackten Sounds bestückt, welche wieder mehr Haken schlugen als ein Hase auf der Flucht. Beim Merch auch endlich beide CDs mitgenommen.








NOT A WHALE machten sehr hörbaren Indie-Pop-Rock, der an späte 80er/frühe 90er erinnerte, als diese Musik noch New-Wave-Spuren aufwies. Auch sehr gut und kam beim Publikum super an.








ALENNA ROSE war dann der Wahnsinn. Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Frau als Energiebündel zu bezeichnen ist eine himmelweite Untertreibung. Das war die reinste Explosion auf (und auch mal vor) der Bühne. Dazu grandioser Pop-Rock, eine tolle Stimme und sehr intelligente, ernste Texte. Für mich eine absolute Entdeckung.










WE HAD TO LEAVE sind guter, alter gitarrenlastiger Indie-Rock mit vielen Fans. Das ist schon nett anzuhören und auch gar nicht schlecht. Gar keine Frage. Nach Alenna Rose fiel es mir allerdings etwas schwer hier hineinzufinden. Ich glaube bei ihrem letzten Auftritt beim Überseefestival war das bei mir ganz ähnlich.






DRAMATIST werden als das nächste große Ding gehandelt. Dark Alternativ stand da als Genre. Hat aber auch viel von Post-Hardcore. Eine fette Soundwand, ein absolut wahnsinniger Gitarrist mit Conrad-Veidt-Vibes und ganz viel Druck machen die Band aus. Und es war extrem LAUT! Da bereute ich sehr, dass ich mal wieder meinen Gehörschutz Zuhause gelassen hatte. Sollte man im Auge (und im Ohr) behalten.














Das war es dann auch schon wieder mit dem Überseefestival in diesem Jahr. Ich war wieder sehr begeistert und freue mich sehr auf das nächste Jahr. Hervorzuheben ist mal wieder die sehr gute, postive und friedliche Stimmung. Man merkt sowohl den Akteuren auf den Bühnen, als auch dem Publikum an, dass sie alle das Ding hier wirklich genießen. Und dass sich die Bands auch immer wieder begeistert unter die Zuschauer*innen mischen, macht noch einmal das Besondere hier aus. Überhaupt trifft man hier viele Leute aus der Bremer Musikszene, auch wenn sie jetzt direkt am Überseefestival beteiligt sind.
Eine schöne Neuerung – wie ich finde – war dieses Jahr der Conférencier (Maciej Tyrakowski), welcher die Bands mit blumigen Worten ansagte. Eine schöne Idee, wie ich finde, die das ganze Programm auch gut zusammenhält.
Dann mal bis zum nächsten Jahr!