Joe Jackson ist für mich ein spannender Fall, denn ich hatte ihn lange Zeit gar nicht auf dem Zettel. Tatsächlich habe ich ihn erst relativ spät für mich entdeckt, als mir ein Freund davon berichtete, dass er zu dem Konzert im Metropol Theater gehen würde. Als ich meinte, dass ich seit fast vier Jahrzehnten von Joe Jackson lediglich das Anthrax-Cover von „Got the time“ kenne, gab mir ein paar Plattentipps.
Bei einer Mini-Plattenbörse im August kaufte ich mir „Look Sharp“ und „Night and Day“ und konnte dann zu meiner Überraschung feststellen, dass ich viele seiner Songs doch schon lange kannte und mochte.
Der Abend im Metropol bestand aus zwei Teilen. Zunächst sass Meister Jackson allein vor den Tasteninstrumenten und präsentierte solo eine dramaturgisch cleveren Zusammenstellung seiner Hits, die sich zurück in der Zeit bewegte und auch ein schönes Cover von „Waterloo Sunset“ beinhaltete. Dann ein Song von 1913, den er mal in einem Film sang, und der die perfekte Überleitung zum zweiten Teil des Abends bildete. Für diese wurde auf der Bühne von Helfern in alten Arbeiterkostümen umgebaut.
Im zweiten Teil: Auftritt Max Champion! Also das Alter Ego von Joe Jackson, welches Lieder im Stile der britischen Music-Hall-Acts der 20er Jahre zum Besten gibt. Unterstützt von einer 9-köpfigen und verdammt grandiosen Band, welche sich im Hintergrund auch immer wieder als virtuose Entertainer betätigen. Da war dann immer etwas los und zu entdecken, kleine und große Gags hier und da.
Die Musik war einerseits völlig untypisch für Jackson – anderseits auch wieder sehr typisch, denn der gute Mann erfindet sich immer wieder neu. Und auch wenn um die ganze Show eine Geschichte gewoben wurde von dem geheimnisvollen Max Champion, dessen schon vergessenen Lieder zufällig wiederentdeckt wurden, so hört man den eingängigen und schwungvollen Songs jederzeit an, aus wessen Feder sie wirklich stammen. Daher reihte sich auch die einzige „Cover-Version“, nämlich Jacksons Klassiker „Is She Really Going Out With Him“ perfekt in den bunten Reigen ein.
Eine wundervolle Revue mit einem glänzend aufgelegten und sichtbar gut gelaunten Joe/Max. Joe Jackson hatte ich immer unter „mürrisch“ abgelegt. Doch hier ging er mit großer Freude und viel Witz zu werke. Die neue, „alte“ Musik war ungewohnt, aber mitreißend. Und sie passt auch hervorragend zu seiner nun älteren, etwas dunkleren und volleren Stimme. Die Schallplatten fand dann auch kurze Zeit später den Weg in die Sammlung.